Moringa – Wundermittel oder Abzocke?
Wirkung, Anwendung, Studien
Überblick
China hat seinen Ingwer, Amerika den Gingseng, Europa das Knoblauch und Afrika hat den Moringa-Baum, der aufgrund seiner faszinierenden Eigenschaften als Universal-Superfood gelten kann. Die Moringa Pflanze ist in vielen Teilen die „Richtige Pflanze am richtigen Ort“. Das gilt vor allem für ihre unerhört praktische, unmittelbare Wirkung, welche die Lebensqualität der Menschen vor Ort erheblich verbessern kann. Denn die Moringa kann etwas, was kaum eine andere Pflanze von sich behaupten kann: Sie reinigt und sterilisiert Wasser.
Die anti-mikrobielle Wirkung von Moringa ist sowohl biophsyikalisch als auch biochemisch bzw. bioaktiv. Fein zerriebene Moringa-Samen haben eine so genannte „koagulierende“ Wirkung. Das bedeutet, dass die Wirkstoffe im Samen die Schwebstoffe und Mikroben dazu bringen, sich zusammen zu klumpen. Es genügen zwei zerriebene Samenkapseln, um einen ganzen Liter Wasser trinkbar zu machen. Das Wasser wird mit dem Samen vermischt, dann setzen sich die Schwebstoffe binnen weniger Minuten am Boden ab. Anschließend wird der Satz ausgesiebt – fertig ist das quasi sterilisierte Wasser. Doch nicht nur aus diesem Grund wird Moringa auch der „Miracle Tree“ also der „Wunderbaum“ genannt.
Neben dieser „ausflockenden“ Wirkung greift Moringa die Mikroben auch auf mikrobiotischer Ebene an. Moringa enthält hoch wirksame Bakterizide und viele andere Inhaltsstoffe.
Die bakteriziden Eigenschaften von Moringa sind außerordentlich stark. Moringasamen kann so bedenkenlos als Ersatz für Handseife verwendet werden. Es desinfiziert die Hände ebenso gut wie herkömmliche Kernseife.
Die breite Auswahl an Inhaltsstoffen machen die Moringa zu einem äußerst wertvollen Lieferanten an Nährstoffen und Spurenelementen aller Art. Praktisch alle für den Menschen wichtigen Nährstoffe sind in den Produkten des Moringa-Baums zu finden. Dazu zählen:
- sämtliche lebenswichtige Aminosäuren und Fettsäuren
- sehr viele Vitamine
- die meisten wichtigen Mineralstoffe.
Moringa ist damit ein äußerst ergiebiger Bestandteil der normalen Ernährung. Darüber hinaus können seine Produkte und seine verarbeiteten Erzeugnisse auch gezielt für die Behandlung diverser Krankheiten eingesetzt werden.
Anwendung und Wirkung
Es ist korrekt, dass Moringa ein außerordentlich vielseitiges, die Gesundheit förderndes und nahrhaftes Gewächs ist. In Regionen Afrikas mit großer Mangelernährung wurde die Moringa mit großem Erfolg angebaut und konnte die Versorgung der ansässigen Bevölkerung entscheidend verbessern.
Wissenschaftliche Analysen der frischen Baumprodukte, insbesondere der Blätter haben Verblüffendes offenbart: Die Moringa hat häufig ein Mehrfaches der Dosis essentieller und semi-essentieller Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente gegenüber den traditionellen Nahrungsmitteln.
Hier gibt es jedoch ein Problem: Die ermittelten Werte beziehen sich auf frisch vom Baum gepflückte Blätter. Die in Deutschland und Europa verfügbaren Produkte sind aber getrocknet und pulverisiert. Dabei geht ein großer Teil der begehrten Nährstoffe verloren.
Was hierzulande über den Fachhandel an Moringa-Produkten verfügbar ist, kann deshalb nur noch als „Supplement“ also als Ergänzung verstanden werden. Eine Grundversorgung der essentiellen und semi-essentiellen Nährstoffe ist hierzulande kaum ausschließlich über Moringa umsetzbar.
Dennoch: Moringa ist und bleibt ein Naturprodukt, welches nachweislich eine ganz erstaunliche Heilkraft besitzt. Das gilt sogar für Härtefälle wie Krebs.
Bei Krebs
Um es deutlich zu sagen: Es gibt kein Krebs-Heilmittel auf Basis von Moringa. Als Krebspatient ist man nach wie vor mit der konventionellen Onkologie am besten versorgt.
Was es aber gibt, sind vielversprechende Studien über die Heilkraft von Moringa bei Krebszellen. Bei einem Versuch an Ratten wurde eine hoch selektive Wirkung von Moringa-Extrakten auf Krebszellen beobachtet. Allen Anschein nach verleiten die in der Pflanze enthaltenden Enzyme die Krebszellen dazu, den programmierten Zelltod auszulösen. Die Krebsart, bei der diese Versuche durchgeführt wurden, war Lungenkrebs. Dabei konnte man ebenfalls beobachten, dass diese Wirkung tatsächlich nur auf die Krebszellen beschränkt geblieben ist. Das gesunde, den Krebsherd umgebende Lungengewebe wurde von den Moringa-Enzymen nicht beeinflusst. In Summe ist dies ein sehr vielversprechender Ansatz, der aber noch in der Forschung ist.
Doch Moringa hat noch eine ganze Reihe weiterer Vorzüge und Einsatzmöglichkeiten zu bieten.
Behandelbare Krankheiten
Bislang sind ca. 300 Krankheiten bekannt und identifiziert, die sich recht erfolgreich mit Moringa behandeln lassen. Das macht den Baum vor allem in den ärmeren Gegenden zu einem echten Universal-Lebensretter. Hier in Deutschland stehen vor allem die getrockneten Blätter als Pulver, Kapsel oder Tabletten-Pressling zur Verfügung. Deren Wirksamkeit ist nicht ganz so groß wie die frischen Blätter, können aber dennoch für das eine oder andere Leiden eingesetzt werden. Bekannt ist die heilende Wirkung beispielsweise bei diesen Krankheitsbildern:
- Temporale und chronische Atemwegserkrankungen
- Infektionen des Magen-Darm-Trakts
- Anämie
- Bluthochdruck
- Vergiftungserscheinungen insb. Bei Schwermetallen, beispielsweise Blei oder Quecksilber
- Unterernährung und Mangelernährung, z.B. Skorbut
- Nieren- oder Leberdysfunktion mit folgender Gelbsucht
- Erkrankungen an der Schilddrüse
- Kopfschmerzen und Migräne
- Hämorrhoiden
Bei hohem Blutdruck
Hoher Blutdruck hat meistens eine Arteriosklerose, krampfartig verengte Venen oder eine Dysfunktion des Herzens als Auslöser. Moringa ist wegen seiner zahlreichen Inhaltsstoffe ein außerordentlich wirksames Breitband-Heilmittel bei hohem Blutdruck.
Der hohe Kalium und Magnesium Gehalt von Moringa macht es für eine funktionierende Reizleitung und Wiederherstellung einer normalen Herzfunktion geeignet. Außerdem erweitert Kalium die Blutgefäße, was den Staudruck zu senken hilft. Darüber helfen seine Inhaltsstoffe dabei, die Venen und Arterien von Ablagerungen zu befreien.
Bei Hautproblemen
Moringasamen sind ein vollwertiger Ersatz für Seife. Er reinigt die Haut ebenso nachhaltig und gründlich. Neben dem Samen lässt sich auch Moringa-Öl, das aus gepressten Samen gewonnen wird, als Lotion anwenden. Er hat eine stark rückfettende Wirkung, was ihn sehr wirksam zur Bekämpfung von Falten macht. Vor allem ist er für die Behandlung von Hautproblemen wie Schuppenflechte oder Ekzeme aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung sehr gut geeignet. Nährstoffe sind allerdings im Moringa-Samen weniger enthalten. Doch dafür gibt es Moringa-Cremes, die aus den Moringa-Blättern hergestellt werden. Insgesamt ist die Kosmetikindustrie bereits sehr auf den afrikanischen Wunderbaum aufmerksam geworden und verarbeitet ihn zu zahlreichen Produkten.
Abnehmen
Moringa hat eine leicht sättigende Wirkung. Es bietet viel Volumen und hat eine negative Energiebilanz. Das bedeutet: Der Körper verbrennt mehr Energie beim Verdauen, als er aus dem Moringa gewinnen kann. Darüber hinaus versorgen die frischen Moringa-Blätter den Körper mit praktisch allen Nährstoffen, die er braucht.
Dennoch ist Moringa kein dezidiertes Diätmittel. Die Untersuchungen dazu laufen noch aber können noch nichts bestätigen.
Nebenwirkungen
Bei einer Überdosierung mit Moringa-Blättern kann es zu leichten Durchfallerscheinungen kommen. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei ca. 70 frischen Blättern pro Tag. An die ist in Deutschland aber noch nicht so leicht heran zu kommen.
Moringa wird nachgesagt, eine Blutzucker senkende Wirkung zu haben. Wer regelmäßig Moringa zu sich nimmt und an Diabetes leidet, sollte besonders häufig den Blutzucker messen.
Inhaltsstoffe
Über die Inhaltsstoffe von Moringa-Blättern liegen unterschiedliche Angaben vor. Wir möchten uns nicht in die allgemeinen Lobeshymnen über die gesunden Moringa Blätter einstimmen, sondern Ihnen ein klares und ganzheitliches Bild vermitteln.
Es gibt Aufstellungen im Internet zu finden, bei denen geradezu phänomenale Werte rund um den Nährstoffgehalt der Moringa-Blätter angegeben werden. Das stimmt auch, jedoch gilt das nur für die frischen, direkt vom Baum gepflückten Blätter. Die hier erhältlichen getrockneten und gepulverten Substrate haben bei Weitem nicht mehr den Nährstoffgehalt, den ursprünglich die Blätter innehatten. Darum: Wenn Sie Angaben finden, dass Moringa-Blätter „Den fünffachen Kalium-Wert von Bananen haben“, dann behalten Sie im Hinterkopf, dass sich das auf Moringa-Produkte bezieht die hier in Deutschland noch nicht erhältlich sind.
Dosierung
Moringa ist ein Naturprodukt, an das sich der Magen erst gewöhnen muss. Fangen Sie also mit kleineren Dosen an und steigern Sie sie langsam. Moringapulver aus getrockneten Blättern sind eine gute Nahrungsergänzung für Schwangere und Kinder. Nur bitte achten Sie beim Kauf unbedingt darauf, dass wirklich die Moringa Blätter und keinen Moringa-Wurzel-Extrakt kaufen, wenn Sie schwanger sind.
Luftdicht, dunkel und kühl gelagert ist Moringa einige Monate haltbar. Vor dem Genuss sollte es aber stets auf einen muffigen oder fauligen Geruch untersucht werden.
Moringa Schwangerschaft
Die Moringa-Wurzel ist aufgrund ihres hohen Alkaloid-Gehaltes als leicht giftig eingestuft. Im Übermaß genossen, kann sie Magenverstimmungen verursachen. Besonders gefährlich ist die Moringa-Wurzel aber für Schwangere: Sie können eine Fehlgeburt auslösen!
Was ist der Moringabaum?
Ursprünglich stammt der Moringa-Baum aus Südindien. Sein Name ist im malaysischen und tamilischen sehr ähnlich. Das größte Verbreitungsgebiet des Moringa-Baums findet sich heute aber in Zentralafrika. Aufgrund seiner vielen positiven Eigenschaften wird er heute auch professionell auf Mallorca angebaut.
Die Erscheinungsform von Moringa ist stark von seiner klimatischen Umgebung und der Bodenbeschaffenheit abhängig. Sind die Wachstumsbedingungen nicht optimal, wächst der Moringa Baum nur zu einem kleinen Strauch heran. Je besser die klimatischen Bedingungen und die Bodenbeschaffenheit sind, desto besser kann der Moringa-Baum gedeihen.
Er wächst, dem Affenbrotbaum ähnlich, zu einem rübenartig geformten, knolligen Gewächs heran. Die Stämme können sehr mächtig werden, laufen nach oben aber sehr spitz zu. Die abgehenden Äste sind relativ dünn. Der Moringa ist ein Laubbaum, der etwa münzgroße Blätter ausbildet. Interessant an dieser Pflanze sind seine Samen. Sie hängen in langen Schoten vom Baum herab, die nach der Ausreifung aufplatzen. Das macht ihre Ernte äußerst einfach.
Vom Baum werden vor allem die Blätter und die Samenkapseln als Nahrung genutzt. Essbar ist auch die Wurzel, hier gelten aber Einschränkungen. Sie enthält beispielsweise Alkaloide, was sie für schwangere Frauen sehr gefährlich macht – sie können Fehlgeburten und Missbildungen auslösen.
Die Wurzeln riechen stark nach Meerrettich. Der restliche Baum, insbesondere die Blätter haben ebenfalls einen Duft danach. Darum wird der Moringa auch „Meerrettich-Baum“ genannt.
Moringa anpflanzen
Die Wachstumsbedingungen sind in Deutschland nicht gerade optimal. Für den bestmöglichen Wuchs braucht Moringa eine durchgängige Mindesttemperatur von 15 Grad. Dennoch lässt er sich erstaunlicherweise in Deutschland anpflanzen. Die Keimung ist relativ leicht, jedoch brauchen die Setzlinge einiges an Pflege, bis sie zu einer stabilen Baumgröße herangewachsen sind. Das wichtigste ist, dass sie mit milder, neutraler und nährstoffarmer Bio-Erde angezogen werden. Nährstoffreiche Erde ist meistens sehr sauer, so dass die Säuren die Wurzeln des Moringa-Keimlings angreifen können. Einmal in Halbmeter-Größe ausgewildert überlebt der Moringa aber recht gut auch in der freien Natur. Man darf nur einen Fehler nicht machen: Zu schnell aufgeben.
In Afrika trägt er auch den Namen „Never Dying Tree“. Das bedeutet: Auch wenn der Moringa mausetot aussieht, sollte man ihn immer noch pflegen und gießen. Das geschieht regelmäßig im Winter: Der Baum sieht irgendwann nur noch aus wie ein in die Erde gesteckter Ast. Das sieht aber wie gesagt nur so aus. Sobald die Temperaturen wieder steigen, treibt der Baum wieder aus und trägt sehr schnell die begehrten Blätter und Schoten.
Zudem wächst der Moringa rasend schnell. Ein zu Beginn der Gartensaison ausgekeimter Moringa kann im Herbst schon über einen halben Meter groß sein – und bereits die ersten Schoten liefern. Das macht den Moringa auch hervorragend dazu geeignet, Brachen und Wüsten neu zu bepflanzen.
Moringa kaufen
Drogerien und Reformhäuser haben üblicherweise einige Moringa-Produkte im Programm. Samen und Keimlinge sind im Internet verfügbar.
Wer schreibt hier...
Herbert Havera ist Autor und beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit der Thematik Ernährung/ Gesundheit. In seiner Recherche sind mehrere Stunden an Arbeit geflossen bzw. stehen wir generell im engen Kontakt mit Forschungseinrichtungen, Mediziner und Anwendern. Dank der wertvollen Informationen aus unserem Netzwerk, sind wir in der Lage stets fundierte Informationen rund um Heilmittel bieten, die uns die Natur freiwillig anbietet. Der enorme Vorteil von Naturheilmitteln ist, dass sie meistens frei von Nebenwirkungen sind. Dennoch dürfen sie nicht hemmungslos konsumiert werden. Wir klären Sie darüber auf, welche Tagesdosis unbedenklich, ideal und nicht mehr gesund ist. Denn wie Paracelsus schon sagte: „Nichts ist Gift, alles ist Gift – alleine die Dosis macht das Gift“. Wir bieten Ihnen Informationen stets nach einer fundierten Recherche. Wir forschen intensiv nach den neuesten Studien, in denen sich die Naturheilmittel unter strengen Tests bewähren mussten. Und wo sich ein angepriesenes Mittel nachweislich als Mummenschanz und Quacksalberei entpuppt hat, lassen wir Sie das ebenfalls wissen.
Weitere nützliche Links
Quellenangabe
Posmontier, Bobbie, The medicinal qualities of moringa oleifera, Holistic nursing practice, 2011, (Die heilenden Eigenschaften von Moringa oleifera)
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Efficacy of Moringa oleifera leaf powder as a hand- washing product: a crossover controlled study among healthy volunteers Four grams of Moringa oleifera powder in dried and wet application had the same effect as non-medicated soap when used for hand washing.