Mariendistel – Wirkung, Anwendung, Kritik | Wo kaufen?
Vom Unkraut zum Lebensretter
Überblick
Die Mariendistel ist keine Schönheit. Ihr knotiger Wuchs, ihre verkrümmten Stängel und ihre stacheligen Blätter erzeugen bei Landwirten, Blumensammlern und Spaziergängern meistens nur Abscheu und Verachtung – die Distel wird im Allgemeinen als das „Unkraut“ schlechthin identifiziert. Zwar sind die tief lila leuchtenden Blüten eine wahre Farbenpracht. Dafür sitzen sie auf einem Kolben, der dermaßen mit langen Dornen und Stacheln bewehrt ist, als müsste kostbares Gold gegen unerwünschten Zugriff beschützt werden.
Nun, die Samenkapseln sind bei jeder Pflanze der wertvollste Bestandteil, da sie das Überleben der Art sichern. Im Fall der Mariendistel ist die Idee vom Gold nicht allzu weit hergeholt: Was sich im Innern des einem Morgenstern gleichen Kokons verbirgt, hat es in sich. Wenn es um Blutreinigung, Entgiftung und Heilung der Leber geht, kann kein Kraut mit der Mariendistel mithalten.
Die entgiftende Wirkung der Mariendistel ist schon seit der Antike bekannt. Selbst Plinius der Ältere, der als Urvater der Naturmedizin gilt, empfahl sie schon vor über 1900 Jahren zur „Gallenabfuhr“. Einer seiner Nachfolger, Pedanios Dioskurides, empfahl die Mariendistel sogar gegen Schlangenbisse.
Die Mariendistel erlebt gegenwärtig ein Comeback. Vom ungeliebten Unkraut hat sie ihre Anerkennung als Nutzpflanze zurückerobert und wird heute in China, Deutschland, Ungarn, Österreich und Südamerika professionell angebaut. Hierbei kommt den Landwirten ihre äußerst robuste und anspruchslose Natur zu Gute. Die Mariendistel gilt als besonders einfach anzubauen.
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Wirkung Mariendistel
„Hätte die Leber Schmerznerven, würde niemand einen Tropfen Alkohol trinken“. Diese Weisheit ist vor allem Ärzten und Pflegern aus Entzugskliniken gut geläufig, denn sie müssen täglich die Folgen von Alkoholmissbrauch sehen. Was viele nicht wissen: Auch kleine und kleinste Mengen Alkohol richten in der Leber einen messbaren Schaden an. Zwar gilt dieses Entgiftungsorgan als eines der regenerativsten Organe des menschlichen Körpers. Dennoch: Bei zu großer Überbeanspruchung können die Schäden nicht mehr optimal und vor allem schnell genug repariert werden, so dass dem Patienten eine schleichende Vergiftung droht.
Noch schlimmer ist es bei akuten Vergiftungen, beispielsweise durch Knollenblätterpilze. Diese allzu leicht mit den wohlschmeckenden Champignons zu verwechselnden Pilze haben ein Gift, welches die Leber direkt angreift. Das Zeitfenster, in denen der Patient nach dem Essen der Knollenblätterpilze noch gerettet werden kann, ist sehr eng: Es beträgt gerade einmal drei Tage. Danach beginnt die nicht aufhaltbare Zersetzung der Leber. Die einzige Rettung ist dann nur noch eine Transplantation – und die kommt meistens nicht früh genug. In den drei Tagen, die dem Patienten zur Behandlung bleiben, ist es aber die Mariendistel, die hier zur Rettung bereitsteht.
Zwar sind die Begriffe „Entschlackung“ und „Entgiftung“ hoch umstritten. Dennoch: Im Fall der Mariendistel sind sie mehr als gerechtfertigt. Kein anderes Naturheilmittel ist zur Behandlung der Leber so gut geeignet, wie die Mariendistel. Und das Beste ist: Wie jedes andere Naturheilmittel auch, ist die Mariendistel so gut wie frei von Nebenwirkungen. Dennoch empfiehlt die Apotheken-Umschau, die Mariendistel nie ohne Rücksprache des Arztes einzunehmen. Das ist auch unsere Meinung, schließlich sollen Sie dieses Heilkraut richtig anwenden können. Der Tee bzw. der Aufguss, der bei Naturheilmitteln sehr beliebt ist, ist bei der Mariendistel beispielsweise vollkommen wirkungslos.
Wirkmechanik der Mariendistel
Der zentrale Wirkstoff der Mariendistel ist das „Silymarin“. Es besteht aus den Flavanonolderivaten Silibinin, Isosilibinin, Silicristin und Silidianin. Die Mariendistel ist einer der Hauptlieferanten von Silymarin und wird zu seiner professionellen Gewinnung angebaut. Die stärkste Substanz des Silymarin ist das Silibinin. Über seine entgiftende Wirksamkeit besteht heute kein Zweifel mehr: Seit es standardmäßig zur Behandlung von Pilzvergiftungen verabreicht wird, ist die Sterblichkeitsrate der Patienten von vormals 20 – 30% auf 5 – 12 % zurückgegangen.
Neben dem Akutfall ist das Silymarin auch sehr gut zur Prävention und zur Stärkung der Leber einsetzbar. Es fördert die Regeneration der Leberzellen, da es ihre Neubildung anregt und die Leberdurchblutung verbessert. Damit ist es für Patienten mit Zirrhosen oder Hepatitis B oder C ein echt lebensverlängerndes Mittel. Da das Silymarin aber nicht wasserlöslich ist, kann die Mariendistel nicht als Aufguss oder Tee zubereitet werden. Die standardmäßige Verabreichung ist die Einnahme der gepulverten Samen in Form von Kapseln.
Mariendistel für den Magen
Die Mariendistel ist nicht nur für die Leber eine Wohltat, sondern auch für den Magen. Sie wird sehr gerne zur Behandlung von Völlegefühl, Magenschmerzen und Blähungen verwendet. Grund hierfür sind die Bitterstoffe, die in der modernen Nahrung viel zu wenig vorhanden sind. Der ungeliebte bittere Geschmack, der sich vor allem bei alten Gemüsesorten wie Chicorée noch findet, ist weitestgehend von den Speisekarten verbannt. Heute muss es süß oder herzhaft sein – mit fatalen Folgen für Magen oder Leber. Die Bitterstoffe haben eine regulierende Wirkung für den gesamten Magen-Darm-Trakt und können auch bei scheinbar gesunden Konsumenten neue Energien freisetzen. Sie wird vor allem zur Unterstützung einer Diät empfohlen. Die Mariendistel wirkt stark anregend auf den Stoffwechsel und kann damit eine Gewichtsreduktion begleiten.
Mariendistel für die Pfortader
Die Pfortader ist ein sehr dickes Blutgefäß, in welchem das Blut nur sehr langsam fließt. Sie dient als Blutspeicher für alle „unpaarigen Bauchorgane“, also vor allem dem Magen und der Milz. Das Blut wird in ihr gesammelt und der Leber zugeführt. Aufgrund des langsamen Flusses in der Pfortader ist dieses Blutgefäß sehr anfällig für Thrombosen und Verschlüsse. Die Mariendistel wirkt an dieser Stelle entstauend und erhöht damit die Durchblutung im gesamten Pfortadersystem. Das wirkt wiederum entlastend auf das restliche Blutsystem. Davon profitieren vor allem Personen mit venösen Leiden. Auch einem Thrombus kann mit der Einnahme von Mariendistel vorgebeugt werden.
Mariendistel bei Schlafstörungen
Der Drogist und Naturmediziner Otto Graber erklärt die schlaffördernde Wirkung von Mariendistel folgendermaßen: Die Mariendistel wirkt nicht direkt auf Körper oder Gehirn um eine Beruhigung und einen Schlaf auszulösen. Vielmehr unterstützt sie die Verdauung so weit, dass die inneren Stoffwechselprozesse nicht mehr mitten in der Nacht gestartet werden müssen. Zu diesem Schluss kommt Gruber, als er sich den Stoffwechselzyklus der Leber einmal genau angesehen hat: Sie räumt um diese Uhrzeit praktisch alles weg, was den Tag über liegen geblieben ist. Diese Leberaktivität ab 1 Uhr nachts ist es, was empfindlichen Personen den Schlaf rauben kann. Hier sind es die in der modernen Nahrung fehlenden Bitterstoffe, welche der Leber die Arbeit erschweren. Die Leber braucht die Bitterstoffe um Gallensäure zu bilden. Die Gallensäure wird gebraucht, um Fett löslich zu machen. Das Fett wird nur schlecht verstoffwechselt und eher eingelagert, als dem Körper sinnvoll zugeführt. Direkte Folgen können darüber hinaus sein: Blähungen, Sodbrennen beim Aufstoßen, allgemeines Unwohlsein, ein penetranter Mundgeruch und eine Verstopfung. Graber empfiehlt hier den Mariendistelextrakt in Kapselform. Die darin enthaltenden Bitterstoffe regen die Bildung von Galle an und helfen auch der Leber bei der Regeneration. Die heilsame Wirkung für den Schlaf soll sich binnen weniger Wochen einstellen.
Mariendistel bei Gelbsucht
Eine Gelbsucht ist eine ernsthafte Erkrankung. Sie tritt auf, wenn Gallenflüssigkeit nicht mehr ordentlich abgeführt werden kann, sondern das Blut übersättigt. Der Körper versucht durch eine Verlagerung der Galle in den Zellenzwischenraum die Übergiftung des Blutes durch Galle zu lindern. Mittelfristig kann die Gelbsucht aber schwerste Schäden verursachen und bis zum Tod führen. Darüber hinaus ist die Gelbsucht eine sehr unangenehme Krankheit für alle Beteiligten. Der Patient wird meist höchst aggressiv, schlägt um sich und wehrt sich gegen jede Art von Behandlungen. Häufig genug muss der Patient zur Behandlung mit polizeilicher Unterstützung ins Krankenhaus gefahren werden. Die Ursache der Gelbsucht ist Hepatitis Typ B und C, eine Leberzirrhose oder Fettleber, Erkrankungen der Milz, Gallensteine oder akute Vergiftungen durch Pilze, Alkohol, Drogen oder bestimmte Medikamente.
Die Mariendistel wird auch von der Schulmedizin zur Behandlung der Gelbsucht verwendet. Hier sind es vor allem die Eigenschaften des Silymarins, welche die Regeneration der Leber anregen.
Mariendistel und Galle
Die Galle ist ein Körper eigene Flüssigkeit, die in der Leber gebildet wird und die Verdauung unterstützt. Die Bitterstoffe in der Mariendistel regen die Gallenproduktion an und fördern damit die Verdauung. Insbesondere die Verstoffwechslung von Fett wird damit massiv unterstützt.
Mariendistel bei Hautproblemen
Erkrankungen der Haut wie Akne, Schuppenflechte, trockene Stellen oder Ekzeme können innere Probleme als Ursache haben. Meistens ist die Leber eine der Verursacher, da sie mit dem Abbau der schädlichen Stoffe nicht mehr nachkommt. Wenn diese über die Haut ausgeschieden werden, kann das zu den benannten Problemen führen. Eine Regulierung der Leber durch die konsequente Einnahme von Mariendistel kann auf diesem Weg indirekt die Hautprobleme bekämpfen.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Mariendistel
Von Nebenwirkungen ist bei der Einnahme von Mariendistel kaum etwas bekannt. Eine Risikogruppe sind lediglich Personen, die eine Allergie gegen Korbblütler haben. Auch bei massiver Überdosierung kann es zu milden Nebenwirkungen kommen. Typische Symptome sind:
- Starke Blähungen
- Kopf- und Magenschmerzen
- Durchfall
- Übelkeit
Diese Symptome klingen nach dem Absetzen der Mariendistel bzw. der Reduktion der Dosis auf das vorgeschriebene Maß wieder ab. Bleibende Schäden sind von der Einnahme der Mariendistel nicht zu erwarten.
Mariendistel ist auch für Schwangere geeignet.
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Anwendung der Mariendistel bei Menschen
Mariendistel selbst machen
Mariendistel für Pferde, Hunde und Katzen
Die Mariendistel ist auch für Nutz- und Haustiere eine perfekte Ergänzung zur täglichen Nahrung. Sie unterstützt auch bei der Pferdegesundheit die Funktion der Leber und beugt Erkrankungen vor. Besonders bei Pferden hat man durch die Reduktion von Verdauungsproblemen eine positive Veränderung im Verhalten beobachten können. Katzen haben bekanntermaßen im Alter große Probleme mit den Nieren und der Leber. Frühzeitig genug dem Futter hinzugegeben, kann die Mariendistel eine echte lebensverlängernde Maßnahme sein. Für Hunde gilt ähnliches.
Mariendistel kaufen
Wo kann man Mariendistel kaufen?
Hochwertige Mariendistel-Produkte findet man im Internet, im Reformhaus und in der Apotheke. Im Internet ist hingegen die Auswahl am Größten und das Preis-Leistungs-Verhältnis am besten.
Worauf sollte man beim Kauf von Mariendistel achten?
Die ideale Darreichungsform von Mariendistel ist der Extrakt, der in Kapseln angeboten wird. Es gibt ihn in Bio-Qualität. Obwohl Disteln eigentlich nur selten von Schädlingen befallen werden, ist bei Nicht-Bio Erzeugnissen nie ganz ausgeschlossen, ob mit Pestiziden gearbeitet wurde. Das Bio-Siegel sagt aus, dass sich in dem Produkt keine schädlichen chemischen Rückstände befinden können. Wer ganz sicher gehen möchte, der achte noch auf „Made in Germany“.
Welche Produkte aus Mariendistel gibt es?
Neben den Kapseln aus Mariendistel Extrakt lässt sich auch der ganze Samen, der zu Pulver zermahlende Samen,
Mariendistelöl und Mariendistel-Tee beziehen. Für Pferde gibt es einen preiswerten Mix aus Mariendistel und Artischocke.
Haltbarkeit von Mariendistel
Kritik zur Mariendistel
Obwohl die Wirksamkeit der Mariendistel auch von der Schulmedizin nicht mehr angezweifelt wird, gibt es auch zu diesem Naturheilmittel mahnende Stimmen. Dazu muss man aber sagen, dass das Marketing der Hersteller immer noch einen falschen Weg beschreitet: Die Mariendistel wird als „Detox“ Produkt beworben, die zur „Entgiftung“ und „Entschlackung“ beitragen soll. Gegen diese Begriffe wehren sich die Schulmediziner, zu Recht wie wir meinen. Entschlackung und Entgiftung sind Aufgaben von Leber und Niere. Wenn die Mariendistel aber zur Stärkung dieser Entgiftungsorgane beworben wird, verstummen die meisten Kritikerstimmen. Das Naturheilmittel ist schließlich seit knapp 2000 Jahren dokumentiert in Gebrauch und hat sich damit wohl hinreichend bewährt.
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Wer schreibt hier...
Herbert Havera ist Autor und beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit der Thematik Ernährung/ Gesundheit. In seiner Recherche sind mehrere Stunden an Arbeit geflossen bzw. stehen wir generell im engen Kontakt mit Forschungseinrichtungen, Mediziner und Anwendern. Dank der wertvollen Informationen aus unserem Netzwerk, sind wir in der Lage stets fundierte Informationen rund um Heilmittel bieten, die uns die Natur freiwillig anbietet. Der enorme Vorteil von Naturheilmitteln ist, dass sie meistens frei von Nebenwirkungen sind. Dennoch dürfen sie nicht hemmungslos konsumiert werden. Wir klären Sie darüber auf, welche Tagesdosis unbedenklich, ideal und nicht mehr gesund ist. Denn wie Paracelsus schon sagte: „Nichts ist Gift, alles ist Gift – alleine die Dosis macht das Gift“. Wir bieten Ihnen Informationen stets nach einer fundierten Recherche. Wir forschen intensiv nach den neuesten Studien, in denen sich die Naturheilmittel unter strengen Tests bewähren mussten. Und wo sich ein angepriesenes Mittel nachweislich als Mummenschanz und Quacksalberei entpuppt hat, lassen wir Sie das ebenfalls wissen.
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Quellenangabe
Heinz Schilcher: Leitfaden Phytotherapie. 3. Auflage, Elsevier, 2007. ISBN 978-3-437-55348-6. S. 174 f.
Wolfgang Steglich, Burkhard Fugmann, Susanne Lang-Fugmann: Römpp Lexikon Naturstoffe. Georg Thieme Verlag, 2014. ISBN 978-3-13-179291-4. S. 590.
Cardui mariae fructus. In: Max Wichtl: Herbal Drugs and Phytopharmaceuticals: A Handbook for Practice on a Scientific Basis. CRC Press, 2004. ISBN 978-0-8493-1961-7. S. 107 ff.
Heinrich Marzell: Zur Geschichte der Mariendistel (Silybum Marianum Gärtn.) als Heilmittel. In: Sudhoffs Archiv 32, 1939, S. 94–103.
Davis-Searles PR et al., Milk Thistle and Prostate Cancer: Differential Effects of Pure Flavonolignans from Silybum Marianum on Antiproliferative End Points in Human Prostate Carcinoma Cells, Cancer Research, Mai 2005
Ladas EJ et al., A randomized, controlled, double-blind, pilot study of milk thistle for the treatment of hepatotoxicity in childhood acute lymphoblastic leukemia (ALL), Cancer, Januar 2010
Abenavoli L et al., Milk thistle in liver diseases: past, present, future, Phytother Res, Oktober 2010
Li Volti G et al., Effect of silibinin on endothelial dysfunction and ADMA levels in obese diabetic mice, Cardiovasc Diabetol, Juli 2011